JGH Geschichte

Die Geschichte

Geschichte des Jugendgästehauses

Das Jugendgästehaus Lütjensee
Freiraum gestalten - drinnen & draußen - Lernen mit allen Sinnen - Gemeinschaft erleben

Aus der Geschichte des Jugendgästehauses und seinen Vorläufern

Das Jugendgästehaus Lütjensee (JGH) ist ein multifunktionales Selbstverpflegerhaus. Ob Klassenfahrt, Seminar, Jugendfreizeit oder Zeltlager - alles ist machbar. Das JGH ist speziell für die Bedürfnisse der Jugendarbeit konzipiert. Auf einem Außengelände von über 30.000 qm ist ein vielseitiges Freizeitprogramm möglich. Und wer Erfrischung sucht, springt in den Lütjensee ...

Konzentriert und entspannt tagen? Konferenzen und Seminare finden im JGH exzellente Rahmenbedingungen. Die Tagungsräume sind modern ausgestattet. Die Seelage des Hauses garantiert Gästen Entspannung beim Spazierengehen, Wandern oder Natur erkunden. Das JGH ist auch eine gute Adresse für kostengünstige Veranstaltungen der Erwachsenenbildung.

1947 – 1953

Anfang in Nöten

Mit der Einrichtung von Versorgungszeltlagern für Kinder und Jugendliche in der Nachkriegszeit beginnt die lange Vorgeschichte des Jugendgästehauses. Bevor in diesen Jahren jedoch an »normale« Jugendarbeit und -bildung zu denken ist gilt es, elementare Nöte zu lindern. Denn in Stormarn wird gehungert. Besonders Flüchtlinge, Kinder und Jugendliche leiden unter Mangel- und Unterernährung. »Normalverbrauchern« stehen Anfang 1946 allein 1014 Kalorien pro Tag auf Bezugsscheinen für Lebensmittel zu.

Hilfe wird in Form von Ferienlagern organisiert. Von 1947 bis 1953, angestoßen vom engagierten Kreisjugendpfleger Heinz Peters, finden zahlreiche Sommerzeltlager für Kinder und Jugendliche an den Stormarner Seen statt.

Allein in den ersten drei Jahren können - nach Angaben des Kreisjugendamtes - 21.000 Jugendliche in rund 138.000 Versorgungstagen ihre Ferien unter der Persenning am Großensee, Bredenbeker Teich oder Lütjensee verbringen.

Diese Ferienlager gelten in der Stormarner Bevölkerung als »Freßlager«. Doch sie sind mehr: Für die Kinder und Jugendlichen bedeuten die Zeltlager neben kalorienreicher Versorgung auch eine Alltagsflucht - sie stehen für unbekümmerte Ferien in grauer Nachkriegszeit. Und zudem befördern die Ferienlager den Neubeginn und Aufbau von Jugendverbänden und Strukturen, die noch heute in Stormarn wirken.

1953 - 1959

Ende der »Katzenwäsche« – oder: das erste Gebäude am Lütjensee

1953 kommt das Ende für »Katzenwäsche« und »Donnerbalken« unter freiem Himmel. Die improvisierten Jugendzeltlager werden unzeitgemäß.
Zunächst sprechen Naturschutzaspekte gegen die Fortführung der Sommerzeltlager an den Stormarner Seen. Denn das Wasser – insbesondere des Großensees – zählt zum Trinkwasserreservoir für Hamburg. Die Waldtoiletten der Sommerzeltlager gefährden die Wasserqualität. Der Bau moderner Sanitäranlagen wird daher unausweichlich, um die Fortsetzung der Ferienlager zu sichern.

Hinzu kommt, dass auch die Ausrichter der Sommerlager eine Veränderung anstreben. Aus den improvisierten Versorgungslagern für »unterernährte Kinder und Jugendliche« in den Nachkriegsjahren ist in den 50er Jahren längst eine dauerhafte Institution; ein Sommerferienlager mit erweiterten Ansprüchen geworden.

Diesem Wandel gilt es endlich Rechnung zu tragen. Die federführende Wandergemeinschaft, eine Organisation des Kreisjugendrings, plant ein Mehrzweckgebäude mit Küchen-, Aufenthalts- und Sanitärräumen am Großensee. Der Plan scheitert am Veto der Landesgesundheitsbehörde – wiederum aus Wasserschutzgründen.

Doch eine Alternative zum Bau wird am Lütjensee gefunden. 1954 entsteht ein Mehrzweckgebäude am Nordufer des Sees, das den Grundstein für das heutige, durch Erweiterungs- und Umbauten geschaffene Jugendgästehaus bildet. Erster Bauherr ist der seinerzeitige Kreisverein Stormarn für Jugendherbergen und Jugendwandern, der mit 17.500 Euro Gesamtaufwand das zweiflügelige Gebäude (Küche, Keller, Toilettenanlage, Waschräume, Lagerraum) am Waldrand des 7.000 qm großen Geländes errichten lässt. Das Zeltlager, bestehend aus fünfzehn Pyramidenzelten und sechs ehemaligen amerikanischen Kommandeurzelten, kann nunmehr 150 Dauergäste aufnehmen.

1959 - 1972

Erweiterungs- und Umbauten

Selten ist ein Sommer in Norddeutschland verregnet. Doch regnet’s mal, zeigt sich im Zeltlager am Lütjensee wie umständlich und unwirtlich die Essensversorgung zwischen behauster Küche und dem Verzehr unter freiem Himmel werden kann. Bauliche Abhilfe wird notwendig …

Eine Momentaufnahme. Weitere Bedürfnisse aus der Jugendverbandsarbeit folgen. Das als Zeltlager ergänzend errichtete Gebäude am Lütjensee wächst organisch weiter. Die erweiterte Nutzung fordert Raumbedarf.
1959/60 entsteht ein erster Erweiterungsbau (Baukosten 27.500 Euro), um Speiseräume bereitzustellen. Der mitgeschaffene Dachboden bleibt nur kurzzeitig ungenutzt. Nach 1963 wird er für die Ausbildung ehrenamtlicher Jugendleiter_innen provisorisch eingerichtet und schließlich mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgebaut.

Weitere Umbauten und Ergänzungen folgen, um den wachsenden Anforderungen der Jugendarbeit gerecht zu werden. Das Haus wächst in den nächsten Jahren aus der Funktion, ein Ergänzungshaus für einen Zeltlagerplatz zu sein, hinaus zu einer modernen Freizeit- und Tagungsstätte.

Das Haus wechselt derweil auch seinen Besitzer. 1958 überträgt der Kreisverein Stormarn für Jugendherbergen und Jugendwandern das Gebäude und das Grundstück dem Kreis Stormarn. Dieser wiederum sichert dem Kreisjugendring Stormarn die Nutzung der Anlage zum Selbstkostenpreis zu.

1973 - 1981

Das Ringen um das Kreisjugendheim

Trotz aller Improvisationen und Erweiterungsmaßnahmen wird das Haus am Lütjensee zu eng, um den Bedürfnissen der wachsenden Jugend(verbands-)arbeit in Stormarn standzuhalten. Ein vielseitig nutzbares Tagungs- und Seminarhaus fehlt. Die Stormarner Jugendverbände weichen in Nachbarkreise aus, um Seminare abzuhalten. Daher fordert der Kreisjugendring bereits 1973 die Kreisverwaltung auf, Abhilfe zu schaffen. Eine zähe Debatte mit vielen Lösungsvorschlägen und Irrwegen beginnt.

1979 schließlich bewilligt der Kreistag den Aus- und Umbau des Lütjenseer Zeltlagergebäudes zum Kreisjugendheim. Eine bedeutende Wegmarke in der Entwicklung des Hauses. Mit 900.000 Euro (1974 veranschlagte der Kreisjugendring zunächst 150.000 Euro) wird das ehemalige Zeltlagerfunktionsgebäude zum vollwertigen Tagungshaus mit Seminar- und Übernachtungsräumen ausgebaut. Doch auch die Tradition des Hauses bleibt erhalten: Zelten im Gelände ist weiterhin möglich …

1982 - heute

Vom Kreisjugendheim zum Jugendgästehaus Lütjensee

Das ehemalige Kreisjugendheim und heutige Jugendgästehaus Lütjensee wird in den letzten Jahren durch verschiedene Stiftungen der Sparkasse unterstützt. Dadurch sind die Zukunftsperspektiven dieser für Kinder und Jugendliche wichtigen Einrichtung stark verbessert, die noch Mitte der 90er Jahre sehr fraglich erschienen.

Die Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn finanziert im Jahr 1999 einen dringend benötigten Erweiterungsbau mit ca. 750.000 Euro. Die im Jahr 2004 errichtete Sparkassen-Stiftung Stormarn, die seitdem auch u.a. die Förderung der Bildung und Erziehung sowie der Jugendhilfe übernommen hat, sorgt im Jahr 2006 mit 19.500 Euro für eine neue Heizungsanlage und mit 115.000 Euro im Jahr 2007 für einen unbedingt benötigten Anbau.

Seit 2005 hat der Kreisjugendring Stormarn e.V. schließlich die Leitung des Jugendgästehauses übernommen und kann die Buchungszahlen deutlich steigern. Das Jahr 2007 bringt dann wichtige Entscheidungen: Der Kreis Stormarn überträgt die gesamte Einrichtung mittels Erbbaurecht auf den Kreisjugendring Stormarn e.V., und die Sparkasse Holstein trifft die Entscheidung, die Sparkassen-Stiftung Jugendgästehaus Lütjensee zu errichten. In den Jahren 2008 bis 2010 wird mit maßgeblicher Unterstützung durch die Stiftung als erste Maßnahme das Jugendgästehaus mit über 700.000 Euro nochmals saniert und umgebaut. Die Stiftung erhält bis zum Jahr 2019 ein Kapital von mindestens 2,5 Mio. Euro von der Sparkasse Holstein und kann damit nachhaltig für eine Existenzsicherung des Jugendgästehauses sorgen.